Oldtimer Restauration
Die Oldtimer Restauration ist ein Bereich, in dem wir auf eine langjährige Erfolgsgeschichte mit zahlreichen Restaurierten Traktoren zurückblicken können. Dank eines großen Netzwerks an Lieferanten können wir auf ein breites Portfolio an Ersatzteilen zurückgreifen. Zudem schlummern in unserem Lager noch einige Raritäten. Über unseren Fiat wurde bereits in der Schlepperpost berichtet.

Dass es das noch gibt: Fiat 411R im Topzustand
Seit seiner Lehrzeit zum Landmaschinenmechaniker hat Heinz-Günther Ebert mit Fiat Traktoren zu tun. Und auch sein Vater setzte auf seinem kleinen hessischen Hof auf die Italienische Marke. Da verwundert es nicht, dass Ebert später "umbedingt" einen solchen Schlepper wollte: Dass es aber ausgerechnet jener 144 R werden würde, an dem er in Jungen Jahren geschraubt hatte war nicht abzusehen.
„Ich erinn’r mich noch gut: Mein Chef kam rein und sagte, dass wir den ersten Fiat in ganz Hessen bekommen haben“. Das war 1963 – Heinz-Günther Ebert hatte gerade seinen Lehrvertrag bei Landmaschinen-Kraus in Nieder-Mockstadt abgeschlossen – und der orangefarbene Fiat 411 R wurde am 26. Juli 1963 auf Adolf Ganß, einen Kunden von Kraus, zugelassen. Der seit 1958 gebaute 411 R war der erste richtige Allzweck-Schlepper von Fiat; einerseits kräftig genug motorisiert mit 40 PS, andererseits komplett ausgestattet mit Zapfwelle, Doppelkupplung und Regel-Hydraulik.
Nachdem die ersten Fiat-Modelle von der Firma Stihl nach Deutschland importiert worden waren, richtete der italienische Hersteller 1963 in Kirchseeon bei München eine eigene Niederlassung ein: „Dort wurden die Schlepper für den deutschen Markt umgerüstet“, weiß Ebert. Erst 1965 wurde der Traktoren-Bereich zur Deutschen Fiat AG nach Heilbronn verlegt. Ebert hatte also von Anfang an mit den südländischen Schleppern zu tun, die Kraus im Programm hatte: Mit den Typen 411 und 421, der 15er Serie „Diamante“ und auch den „Nastro d’Oro“-Modellen der 50er Reihe.
Er absolvierte Schulungen im Fiat-Kundendienstzentrum und legte 1974 die Prüfung zum Landmaschinenmechaniker-Meister ab. 1981 übernahm er den Betrieb von Kraus.
Sein Oldtimer-Interesse erwachte erst später, als es die Marke Fiat längst nicht mehr gab und bei Ebert-Landtechnik New Holland-Traktoren in „Terracotta“-Lackierung in der Werkstatt standen.
„Bisher waren Schlepper einfach mein Berufsalltag gewesen“, erzählt der Hesse – aber durch die im Nachbarort beheimateten „Traktorfreunde Stammheim“ gewann er eine neue Sicht auf die früheren Helden seines Landmaschinen-Alltags. Er restaurierte zwei (kleine) graue Ferguson, ehe ihm wieder der frühere Fiat 415 seines Vaters in den Sinn kam: „Ich hab überall rumgefragt, wo der Schlepper abgeblieben sein könnte“, berichtet der Nieder-Mockstädter. Aber die Spur des Italieners hatte sich verloren.
Doch ein anderer Vertreter der Marke, jener 411 aus dem Jahr 1963, ließ sich nach wie vor – wenngleich in längeren Abständen – in seiner Werkstatt blicken. Am 25.3.1977 hatte der ortsansässige Landwirt Helmut Reuther den Vierzylinder-Traktor vom Erstbesitzer abgekauft und ihn über 30 Jahre, wenn auch mit abnehmendem Arbeitspensum, eingesetzt. Nach dem Tod dieses langjährigen Fiat-Besitzers konnte Ebert den 411 R im Jahr 2010 von der Witwe übernehmen.
Fortan kümmerte er sich intensiv und mit viel Freude um seine allererste – und noch dazu eigene – Fiat-Restauration! Blasser Lack, abgefahrene Reifen, nachlassende Bremswirkung? Nichts, was den 1948 geborenen Heinz-Günther vor Probleme gestellt hätte. Etliche Ersatzteile wie die Bremsbänder gibt es als Nachfertigungen, Komponenten für die Beleuchtung konnte er aus Italien besorgen, und wenn etwas vergriffen ist, wird das schmucke Frontemblem sorgsam aufgearbeitet. Der 2.270 cm³-Vorkammerdiesel bekam einen neuen Dichtungssatz, eine neue Wasserpumpe und der Kühler wurde revidiert. Mit frischem Diesel, neuen Filtern und Dichtungen läuft der Motor wieder zuverlässig. Die Getriebe-/Räder-Kombination (6V/2R) und die Doppelkupplung wurden überholt oder getauscht. Insgesamt wurden in gutem Zustand gehaltene Blechteile und – besonders an den hinteren Kotflügeln – nach dem Sandstrahlen diverse „Problemzonen“ sichtbar; etliche Blechteile mussten ersetzt bzw. eingeschweißt werden. Eine Neuanfertigung ist die Gitterschürze der Kühlerfront. Wenige Tage vor Silvester 2010 erstrahlte die komplette Technik inklusive Achsen und Hubwerk im typischen, vom Spezialisten nachgemischten Beigebraun jener Jahre.
Bald gesellte sich fruchtiges Orange hinzu, sowie neue Reifen und Polster für den Sitz. Die hintere Beleuchtung hat Ebert erneuert und alle elektrischen Leitungen ersetzt. Das überzeugende Ergebnis hat Folgen: Oldtimer-Freunde, die für ihren Fiat- oder Fiatagri-Traktor Unterstützung benötigen, sind bei Heinz-Günther Ebert bestens aufgehoben.
Wir danken Dieter Beck/ACNH Deutschland GmbH für die freundliche Unterstützung.
Gerald Sandrieser
